Der nachfolgende Text wurde aus Gruber 2009, S. 27-29 zitiert:
Vermittlung im Allgemeinen bezeichnet alle Aktivitäten, die Personen Informationen zugänglich machen. Das Konzept der Kunst- und Kulturvermittlung schränkt diese allgemeine Definition jedoch in mehrerer Hinsicht ein: Im Sinne der Kunst- und Kulturvermittlung betreffen die Informationen das künstlerische und kulturelle Erbe einer Gesellschaft. In diesem Zusammenhang können Kunstwerke und Kulturgüter als Information beziehungsweise als Informationsträger verstanden werden. Darüber hinaus ist Kunst- und Kulturvermittlung nicht wertfrei. Die zu vermittelnde Information ist im Wertesystem der jeweiligen Institution kontextualisiert (vgl. Hoffmann 1996) und an den dort tätigen Vermittler gebunden. Die Aufgabe der Kunst- und Kulturvermittlung ist es, Anstöße zu geben sowie die Reflexionsfähigkeit, die Innovationsfähigkeit und die gesellschaftliche Teilnahme zu unterstützen (vgl. Mandel 2005). Aus diesen Überlegungen lässt sich die folgende Definition ableiten:
"Kunst- und Kulturvermittlung bezeichnet alle Aktivitäten, die das künstlerische und kulturelle Erbe im Kontext der vermittelnden Institution interessierten Personen (Rezipienten) verständlich zugänglich machen und zur Partizipation anregen." (Gruber 2006, S. 23)
Die zentrale Aussage dieser Definition ist, dass Kunst- und Kulturvermittlung als Vermittlung von Kunstwerken oder Kulturgütern durch Institutionen als Mittler an die Rezipienten erfolgt. Der Begriff Institution umfasst Kunst- und Kulturvermittler ebenso wie deren Handlungskontext. Die Verbindung zwischen Vermittler und Kontext stellt die Rolle der Vermittler in den Hintergrund und hebt die Bedeutung der gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen sowie sozialen Rahmenbedingen hervor, in denen Kunst- und Kulturvermittlung stattfindet. Diese Verschiebung von den Vermittlern zu den Institutionen weist darauf hin, dass Kunst- und Kulturobjekte nicht wertfrei für sich stehen, sondern im Kontext der vermittelnden Institution wirken.
Die Vermittler können in diesem Zusammenhang als Medien/Mittler verstanden werden, welche die Beziehung zwischen Objekt und Rezipienten begleiten. Sie wecken Neugier, offerieren Fragestellungen und entwickeln im Dialog Antworten auf Fragen. Dadurch schaffen sie die Grundlagen für eigenständige Formen der Auseinandersetzung mit Kunst- und Kulturgut. (Vgl. Goebl 1994) Kunst- und Kulturvermittler initiieren die Beschäftigung der Rezipienten mit den kontextualisierten Kunst- und Kulturobjekten und halten diese aufrecht (vgl. Goebl 1994; Schmidt-Herwig 1996; Stöger 2003; Weber 2001).
Der letzte Teil der Definition des Begriffs der Kunst- und Kulturvermittlung weist auf deren Ziele hin. Kunst- und Kulturvermittlung soll einen Zugang zum Kunst- und Kulturgut ermöglichen, der eine individuelle Auseinandersetzung zulässt und eine Stellungnahme sowie eine Positionierung der Rezipienten zu den vermittelten Inhalten unterstützt (vgl. Hoffmann 1996; Mandel 2005; Schmidt-Herwig 1996; Weber 2001). Die Vermittlung muss dafür die Erfahrungshorizonte der Rezipienten und deren Mediennutzungsgewohnheiten berücksichtigen, um neue Zugänge zu erschließen (vgl. Goebl 1994).
Diese hier vorgenommene Definition löst nicht das Problem, dass Kunst- und Kulturvermittlung für viele alles bezeichnet, das mit Kunst und Kultur in Verbindung steht (vgl. Goebl 1994). Tatsächlich finden sich zahlreiche Begriffe, die als Synonym mit Kunst- und Kulturvermittlung verwendet werden. Dazu zählen Kunstvermittlung, Kulturvermittlung, Museumspädagogik, Kunstpädagogik, Kulturpädagogik, Kulturelle Bildung, Archivpädagogik, Historische Bildungsarbeit, Theaterpädagogik, Musikerziehung und Kunsterziehung.
Der Begriff Kunst- und Kulturvermittlung ist m. E. ein Sammelbegriff, unter dem die verschiedenen Konzepte zusammengefasst werden. Kunst- und Kulturvermittlung darf deshalb nicht als Synonym verwendet werden, sondern steht für Verallgemeinerungen und Schnittmengen zwischen den unterschiedlichen Konzepten.
Literaturhinweis:
Gruber, M. R. (2009). E-Learning im Museum und Archiv. Vermittlung von Kunst und Kultur im Informationszeitalter. Saarbrücken: VDM Verlag Dr.
Müller.
Zitierte Literatur:
Goebl, R. (Hrsg.). (1994). Kunstvermittlung. Ein Auftrag. Studie zur Ausbildung und Arbeit der Bildnerischen Erzieher in Österreich. Wien: Österreichischer Kunst- und Kulturverlag.
Gruber, M. R. (2006). E-Learning im Museum und Archiv. Vermittlung von Kunst und Kultur im Informatinszeitalter. Dissertation. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
Hoffmann, H. (1996). Museumsufer und Museumspädagogik: Kulturelle Synonyme gehören zusammen. In A. Schmidt-Herwig (Hrsg.), Museumspädagogik in der Praxis. Zehn Jahre museumspädagogische Arbeit am Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte (S. 9-17). Frankfurt am Main: Brandes und Apsel.
Mandel, B. (Hrsg.). (2005). Kulturvermittlung - zwischen kultureller Bildung und Kulturmarketing. Eine Profession mit Zukunft. Bielefeld: Transcript.
Schmidt-Herwig, A. (Hrsg.). (1996). Museumspädagogik in der Praxis. Zehn Jahre museumspädagogische Arbeit am Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte. Frankfurt am Main: Brandes und Apsel.
Stöger, G. (2003). Museen, Orte für Kommunikation. Einige Aspekte aus der Geschichte der Bildungsarbeit von Museen. In Verein der Förderer der Schulhefte (Hrsg.), Auf dem Weg. Von der Museumspädagogik zur Kunst- und Kulturvermittlung (S. 14-28). Wien: Verein der Förderer der Schulhefte.
Weber, S. (2001). Medien - Systeme - Netze. Elemente einer Theorie der Cyber-Netzwerke. Bielefeld: Transcript.
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